Neubau Schweizerische Kanzlei Nairobi - 2. Rundgang
Projektwettbewerb im offenen Verfahren

Architektonisches Konzept:
Das parkähnliche Grundstück wird durch die gezielte Setzung zweier vertikaler Scheiben und einer Stütze räumlich gefasst. Die entstehenden Bereiche gliedern sich in einen begrenzenden öffentlichen Bereich ausserhalb der Sicherheitszone, in einen gesicherten Bereich des ruhenden Verkehrs respektive infrastrukturellen Bereich und zentral in den Bereich des introvertierten naturbelassenen Parks. Die raumbildenden Elemente verbinden innen und aussen - das bestehende Terrain fliesst in den halböffentlichen Bereich des Ankommens und Verteilens.
Auf diesen vertikalen Elementen sitzt ein zweigeschossiger kompakter Baukörper mit quadratischem Grundriss, welcher die Verwaltungsfunktionen der Schweizerischen Kanzlei beherbergt. Sämtliche variablen Büroeinheiten sind gut belichtet an den Nord- und Südfassaden orientiert und durch einen aussenliegenden Sonnenschutz zwischen den bris soleils zusätzlich gegen Blendung geschützt.
Beginnend im Erdgeschoss, öffnend zur Natur, verbindet eine geschwungene Treppe sämtliche Geschosse. Dieses vertikale Element ist Bindeglied zwischen dem Genius Loci und den Büros der schweizerischen Kanzlei in den oberen Geschossen. Ein Luftraum in der grosszügigen und kommunikativen Mittelzone stellt zudem vertikale Bezüge her und unterstützt zusätzlich die natürliche Lüftung des Gebäudes. Eine Loggia öffnet diese Mittelzone Richtung Westen, östlich angegliedert sind der Aufzug und die Sanitärräume und hierdurch gegen Einblicke des nahe angrenzenden Grundstücks geschützt. Das weit auskragende Dach schützt die Fassaden in der Regenzeit.

Tragkonstruktion:
Die vertikal tragenden Elemente der Tragstruktur sind hauptsächlich Stützen, Wandscheiben und aus Unterzügen und Wandscheiben bestehende Rahmen aus Stahlbeton (B25/30). Ein Leichtbauzuschlag zur Optimierung der Dämmeigenschaften wird dem Beton zugefügt. Eine in sich steife Platte, ausgebildet als Betonkassettendecke des Erdgeschosses, liegt auf den massiven Wandscheiben aus Stampfbeton auf. Zudem werden die Kräfte im offen gestalteten Bereich des Foyers über einen massiven Unterzug und einer anschliessenden Stütze abgetragen. Die Decken der Verwaltungsräume in den Obergeschossen sind als Stahlbetonflachdecken ausgebildet.

Aussenanlage:
Als natürliche Einfriedung des Grundstücks wird das Element der immergrünen Hecken beibehalten, die Parkplätze der Besucher sind verdeckt dahinterliegend. Sämtliche der zum parkierenden Flächen sind als Rasengittersteine ausgebildet, lediglich die Bereiche der Zugänge und der vorgelagerten Terrasse sind versiegelt in geschliffener Ortbetonqualität ausgeführt. Der identitätsstiftende Park ist grösstenteils unberührt und spendet mit dem alten Baumbestand wertvollen Schatten. Entlang der Ostseite des Grundstücks verschwinden die Parkplätze der Bediensteten unter einem berankten Gerüst, welches eine schattenspendende grüne Decke bildet und mit Magnolienbäumen durchbrochen wird.

Bauphysik / HLKS:
Durch die relativ gemässigten Temperaturen in Nairobi und dem konstruktiven Wärmeschutz kann der Energiehaushalt des Gebäudes sehr wirtschaftlich gehalten werden. Die Investitions- als auch Betriebskosten und bauliche Aufwendungen können auf ein Minimalmass reduziert werden. Das weit auskragende Dach und der bris soleil verhindern ein Aufheizen der Fassade. Dies bedeutet, dass auf eine Klimatisierung der Räume verzichtet werden kann. In der Regenzeit wird das Gebäude optional durch Radiatoren beheizt.
Durch die geringe Raumtiefe der Büros ist die Tageslichtausbeute sehr hoch, dadurch wird der Energieverbrauch erheblich reduziert. Das Betondach wird über flächig angeordnete transparente Röhren zur solarthermischen Energiegewinnung bestückt. Diese Technik nutzt nicht nur die direkte Sonnenstrahlung, sondern auch die diffusen reflektierten Anteile des Sonnenlichts der eigenen Dachfläche. Über öffenbare Fenster und Querlüftung wird das Gebäude natürlich belüftet. Zudem ist über die Nachtauskühlung und unverkleideten Betondecken ausreichend Speichermasse vorhanden, um kühle Temperaturen zu gewähren.

2011 © mka
ARGE mit Marcus Wagner

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exterior view
garden of eden
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Schemata
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sectional view
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