Neubau Schweizer Botschaft Séoul - ­Südkorea - 2. Rundgang
Projektwettbewerb im offenen Verfahren

KONZEPT:

Der Bezirk „Seodaemun-gu“ wird mit der Realisierung des Projekts „New Town“ radikal überformt. Lediglich die Parzelle der Schweizer Botschaft hat auch in Zukunft bestand, wirkt aber zwischen den Wohntürmen wie ein Sonderling in der Landschaft.
Charaktergebend für die Parzelle im neu gestalteten Umfeld ist die Stützmauer aus Backstein, die das nach Westen und Süden stark abfallende Grundstück abfängt und einen Sockel für die darauf befindlichen Gebäudekörper bildet.
Die Neubauten auf dem Sockel werden als Kiesel interpretiert, die mit dem vorhandenen Backsteinsockel als Sediment zu einem Konglomerat (POUDINGUE) verbacken werden. Kiesel und Sediment gehen eine dauerhafte Verbindung ein, und bilden ein Objekt, das aus den unterschiedlichen Blickwinkeln der Umgebung immer eine neue räumlich differenzierte Gestalt annimmt.

SITUATION
Das Raumprogramm der neuen Residenz wird in unterschiedlich grosse Volumen gegliedert, derer Anordnung dem Verlauf der südwestlichen Grundstücksgrenze folgt. Die Körper bilden zusammen mit der bestehenden Kanzlei einen Hof, der einen geschützten Ort des Ankommens bildet. Im südlichen Bereich der Parzelle ergibt sich aus der Anordnung der Kiesel zueinander ein Patio, um den die repräsentativen Räume der Residenz gruppiert sind. Bei Empfängen dient er als intimer, nicht einsehbarer Aussenbereich.
Ein neues Plateau verbindet die einzelnen Volumina der Residenz und die vorhandene Kanzlei. Das Plateau wird als oberer Abschluss des vorhandenen Backsteinsockels definiert und ebenfalls aus Klinkern erstellt. Hierfür könnte das beim Rückbau des Quartiers „Seodaemun-gu“ anfallende Klinkermaterial wiederverwendet werden.
Aus dem Plateau wachsen die notwendigen Umfassungsmauern, die teilweise aufgedickt werden und zusätzliche Funktionen wie ein Pförtnerhäuschen beinhalten. Ins Plateau wird die Tiefgarage integriert, die über einen Tiefhof natürlich belichtet und belüftet werden kann.
In der zweiten Etappe wird die bestehende Kanzlei durch einen Neubau ersetzt. Durch sein kompaktes und kubisches Erscheinungsbild stellt er den städtebaulichen Auftakt der Parzelle dar und repräsentiert die Schweiz sichtbar nach aussen.
Der Neubau wird so plaziert, dass der vorhandene Niveausprung sinnvoll ausgenutzt wird. Der Hauptzugang zur Kanzlei erfolgt vom Niveau der Residenz aus. Für Besucher der Pass- und Visastelle ist ein separater Zugang über den Visahof auf der Ebene -1 vorgesehen. Durch das starke Gefälle der Straße ist der Visahof von Aussen ebenfalls ebenerdig zu erreichen. Externen Besuchern bleibt so der Zugang zum gesicherten Bereich der Schweizer Botschaft verwehrt. Der Anschluss der Kanzlei an die Tiefgarage erfolgt über einen weiteren Tiefhof.

KONSTUKTION
Eine effiziente Flächennutzung im Grundriss und eine kompakte Bauweise der Gebäudevolumen sind Grundlage der wirtschaftlichen Gebäudegestaltung. Die Tragstruktur der Kanzlei wird in Stahlbetonbauweise mit einem Achsmass von 5x5m ausgeführt. Zur Lastabtragung dienen 4 Stützen im Gebäudeinneren. Die Schotten in den Aussenwänden vervollständigen das Tragsystem und steifen das Gebäude aus.
Die innere Raumstruktur wird durch Leichtbau- und Glastrennwände realisiert. Durch ein Rastermass von 1,25m entsteht ein nutzungsflexibles System, das sich bei Bedarf leicht anpassen läßt.
Die Decken werden als unverkleidete Betondecken ausgeführt. Die 5x10m großen Deckenfelder ruhen auf 60-100 cm hohen Betonrahmen, die die Deckenlast verteilen und die Räume gliedern. Zur Optimierung der thermischen Speicherfähigkeit erhält die Deckenunterseite eine Rippenprofilierung, die durch unterschiedliche Brettstärken in der Schalung erstellt wird . Hierdurch wird zudem der Materialeinsatz minimiert und die Raumakustik optimiert. Die Deckenelemente aus Platten und Unterzügen werden als Fertigbetonteil konzipiert.

TECHNIK
Durch den Einsatz von wenig Technik (Low-Tech-Methode) soll möglichst viel Energie gespart bzw. gewonnen werden.
Eine Lüftungsanlage mit geringer Luftwechselzahl sorgt für Frischluft und verhindert im Winter unkontrollierte Wärmeverluste durch Wärmerückgewinnung. Zudem werden in den Wintermonaten die unverkleideten Betondecken als Speichermassen herangezogen, um bei der Aufheizung des Gebäudes zu unterstützen. Das vormittags noch einfallende Sonnenlicht wird über die Lichtlenkung der Raffstores unter die Decke reflektiert, die die Wärme dank der Profilierung optimal speichert.
Im Sommer wird mittels Nachtauskühlung und Querlüftung ein angenehmes Raumklima geschaffen. Die unverkleideten Oberflächen bieten auch hier ausreichend Speichermasse, um die Temperatur über den Tag hinweg konstant zu halten. Auf eine Kälteanlage wird deshalb verzichtet.
Das Lüftungskonzept sieht eine bedarfsgerechte Luftverteilung mit maximaler Flexibilität und minimaler Horizontalverteilung vor.
Anfallendes Regenwasser wird im Bereich der Aussenanlage zwischengespeichert und zur Aussenanlagen-bewässerung sowie zur Spülung in den Toilettenbereichen genutzt.
Durch die geringe Raumtiefe der Büros ist die Tageslichtausbeute sehr hoch, dadurch wird der Energieverbrauch erheblich reduziert.

WIRTSCHAFTLICHKEIT
Der Entwurf orientiert sich an den Massstäben einer wirtschaftlichen und nachhaltigen Bauweise. Es wird auf eine wert- und qualitätsbeständige Wahl der Materialien wert gelegt werden, die zudem wenig Unterhalt bedingen.
Als Grundbaustoff wird Beton gewählt, dessen Einzelbestandteile Sand, Kies, Zement und Wasser als Naturbaustoffe örtlich verfügbar sind. Mit niedrigem Energieaufwand produziert, ist er extrem robust und langlebig und recyclebar. Seine Speichermasse lässt sich thermisch aktivieren - der Beton unterstützt somit die energetische Optimierung des Gebäudes. Der geringe Energieverbrauch führt zu geringen Betriebskosten des Gebäudes. Durch frei zugängliche Gebäudetechnik-Systeme und eine kurze und einfache Wegeführungen werden die Unterhalts- und Betriebskosten zusätzlich optimiert. Auf den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes verteilt, werden die Baukosten als niedrig eingestuft.

2012 © mka
ARGE mit Marcus Wagner

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view atrium
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floor plan
1. + 2. phase
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