Neues Polizeigebäude Obermühlestrasse (POM) -
Projektwettbewerb im offenen Verfahren

Gesellschaft
Ein Schwerpunkt des Entwurfs ist eine hohe Nutzungsintensität mit haushälterischem Umgang der zur Verfügung stehenden Fläche des Obermühleareals. Lediglich sechs "Stempel", auf denen das Grossvolumen sitzt, suggerieren der Struktur im Erdgeschoss eine scheinbar freie Durchwegung des Innenhofes der Arealscholle zu. Ein Wechsel aus Sichtbezügen und den notwendigen Abkehrungen gibt ein spannendes Zusammenspiel zwischen Werkhof, Feuerwehr und des neuen Polizeigebäudes. Durch das bewusste Offenlassen des Baukörpers zur Obermühlestrasse wird das Areal vernetzt. Der neu gestaltete Aussenraum mit Schilf- und Riedflächen dient der Versickerungsanlage (extensive Dachbegrünung) und verleiht dem Areal der öffentlichen Dienstleistungsbetriebe einen offenen, freundlichen Charakter mit subtiler Anlehnung des ehemaligen Teuchelweihers.

Die Durchwegung bleibt erhalten respektive die Verkehrsflüsse werden deutlich entflechtet: Der Hauptzugang des Polizeigebäudes ist für Besucher von der Obermühlestrasse aus, Zufahrt des Polizeihofes und Tiefgarage sind auf der Längsseite des Gebäudes. Die Option, die südwestliche Abfahrt der bestehenden Tiefgarage zu verknüpfen, bleibt erhalten, wie auch die bestehende Durchwegung für die LKW-Fahrten des Werkhofes über die Rückseite der Feuerwehr. In den Wintermonaten ist ausreichend Platz für die Schneepflüge des Werkhofes.

Der Entwurf berücksichtigt eine Ausbaureserve von ca. 20%. Eine Etappierung des Gebäudes ist durch die vorgeschlagenen Fassadenelemente in Sandwichbauweise und die gewählte Baustruktur verhältnissmässig einfach möglich und komplettiert den identitätsstiftenden Baukörper.

Wirtschaft
Eine effiziente Flächennutzung im Grundriss und kompakte Bauweise des Gebäudevolumens sind Grundlage der wirtschaftlichen Gebäudegestaltung.
Für die Fassaden wird zudem eine bewährte, beherrschbare Fassadentechnik aus dauerhaften Materialien mit optimalem Glasanteil in vorfabrizierten Sandwichelementen vorgeschlagen.

Das Tragwerk und die robuste Konstruktion orientieren sich an den Massstäben, die insgesamt an eine wirtschaftliche und nachhaltige Bauweise gelegt werden. Es soll auf eine wert- und qualitätsbeständige Wahl der Materialien gelegt werden, welche zudem wenig Unterhalt bedingen. Auf den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes verteilt, werden die Baukosten als niedrig eingestuft (Wirtschaftlichkeitsrechnungen nach SIA 480 wurden berücksichtigt). Die Raumstruktur und Installationen lassen sich neuen Raumbedürfnissen bei Bedarf leicht anpassen; durch eine Rastermass von 1.35 Metern entsteht im Ausbau ein nutzungsflexibles System.

Als Grundbaustoff wird Beton gewählt, dessen Einzelbestandteile Sand, Kies, Zement und Wasser als Naturbaustoffe örtlich verfügbar sind. Mit niedrigem Energieaufwand produziert, ist er extrem robust und langlebig, sowie recyclierbar. Wo möglich, kann bereits auf Recycling-Beton zurückgegriffen werden. Die Speichermasse lässt sich leicht thermisch aktivieren, sie dient als Puffer für die Lastspitzen während des Tages und über die Nachtauskühlung unterstützt der Beton damit die energetische Optimierung des Gebäudes. Der geringe Energieverbrauch führt zu geringen Betriebskosten des Gebäudes. Durch frei zugängliche Gebäudetechnik-Systeme und kurze und einfache Wegeführungen lassen sich die Unterhalts- und Betriebskosten zusätzlich optimieren.

Umwelt
Das geplante neue Polizeigebäude soll betreffend der Nachhaltigkeit einen Vorbildcharakter haben: Die Körnung der Scholle des Obermühle Areals wird aufgenommen, wobei das gewählte Grossvolumen optimale Voraussetztungen für einen Minergie-P-Eco-Standard vorgibt. Die Beurteilungen von Nachhaltigkeitsaspekten nach SNARC wurden berücksichtigt.
Durch den frühzeitigen Beizug eines Energiespezialisten sind in der ersten Phase bereits grundlegende Aspekte der Nachhaltigkeit mit eingeflossen:

Das Gebäude wird über das städtische Fernwärmenetz gespeist. Der Primärenergiebedarf wird auf ein Minimum reduziert, auf eine Kälteanlage wird verzichtet. Stattdessen kann über ein natürliches Lüftungssystem mit Nachtauskühlung, im Sommer unterstützt duch Abluftventilatoren, ein angenehmes Raumklima geschaffen werden. In den Wintermonaten wird der Wärmeverlust über Wärmetauscher auf ein minimum reduziert. Das Lüftungskonzept sieht eine bedarfsgerechte Luftverteilung vor, welche zugleich maximale Flexibilität und minimale Horizontalverteilung ermöglicht. In den Bürogeschossen wirkt Lehmputz für eine feuchteausgleichende Behaglichkeit.

Das Verschattungssystem ist so konzipiert, dass im Sommer Wärmegewinne minimiert werden, dagegen aber im Winter der Sonneneinfall maximiert wird. Darüber hinaus sind die Verschattungen so angebracht, dass die Ausnutzung des Tageslichts optimiert wird. Ein funktionierender Lärmschutz innen und aussen schafft zusätzlich gute Voraussetzungen für eine hohe Benutzerqualität und gute Behaglichkeit.
Ein integriertes Photovoltaiksystem und solarthermische Anlagen auf dem Dach, welche den Grossteil des Warmwasserbedarfes abdecken, geben einen weiteren Beitrag zur Nachhaltigkeitsstrategie.

2012 © mka

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exterior view:
Neues Polizeigebäude
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